Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
waldfalkenlogo

Willkommen bei den Waldfalken!

Waldfalken Zitadelle
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 708 mal aufgerufen
 Die Wikinger
Thormar Offline



Beiträge: 582

10.08.2009 22:32
Wikinger als Händler Antworten

Handel und Städte

Die Vorstellung vom Wikinger als Händler, statt als räuberischer Krieger, scheint zunächst etwas seltsam. Doch gerade auf diesem Gebiet erbrachten die Wikinger erstaunliche und dauerhafte Leistungen. Durch Piraterie konnte man kaum solch ein regelmäßiges Einkommen erzielen, wie etwa durch die Versorgung der Araber mit Sklaven im Austausch gegen Silber.

Erste kleine Handelszentren waren in Skandinavien schon vor dem 9. Jahrhundert entstanden, aber mit dem großen Wachstum des Handels während der Wikingerzeit entstanden größere Städte. Viele waren königliche Gründungen, wie Haithabu in Dänemark und Bergen in Norwegen. Denn die skandinavischen Könige waren natürlich bemüht, den Handel zu kontrollieren, da die Besteuerung der Händler eine bedeutende Einnahmequelle des Staates war.


Haithabu

Haithabu verdankte seinen Erfolg als Handelsstadt, Mittelpunkt des Handwerks und Hafen, seiner Grenzlage am Fuße der Halbinsel Jütland, die ihm die Kontrolle über die wichtigsten Handelswege von Westeuropa zur Ostsee sicherte. Der Heerweg, die Verlängerung der großen transeuropäischen Landwege nach Norden, kreuzte in der Nähe von Haithabu das Danewerk. Wichtiger war jedoch der Verkehr von der Nordsee zur Ostsee, der die gefährliche Seereise rund um Jütland vermied und die kürzeste Strecke über Land hinter dem Schutz des Danewerks und damit durch Haithabu nahm. Hollingstedt, knapp 20 km westlich von Haithabu, am Treeneufer gelegen, war der wichtigste Entladehafen für Güter, die aus Westeuropa und von weiter herkamen.

Die erste Ansiedlung, die Südsiedlung, war wohl eine friesische Gründung. Sie lag südlich des Bachs und des späteren Walls, mit einem Friedhof im Westen. In ihren Schichten aus dem späten 8. Jahrhundert fand man Bernstein- und Metallarbeiten und Einfuhrgüter, wie Steine aus der Eifel und Münzen aus Friesland. Ab Anfang des 9. Jahrhunderts gab es auch eine kleine Nordsiedlung. Beide Plätze gab man jedoch Ende des 9. Jahrhunderts auf. Zu dieser Zeit bestand die mittlere Siedlung schon seit etwa 100 Jahren.

Oberhalb der nördlichen Siedlung liegt ein kleiner Hügel, der heute bewaldet ist. Auf seiner Kuppe befindet sich eine längliche Befestigung, die aus zwei verschiedenen, aber nicht datierten Zeitabschnitten stammt. Da sie nie bewohnt war, handelt es sich wahrscheinlich um eine Fluchtburg - vielleicht diente sie diesem Zweck vor der Errichtung des Walls, denn ihre Lage ähnelt der Burg außerhalb von Birka.

Haithabu lag immer äußerst tief und ein langsam steigender Wasserspiegel hatte zur Folge, dass die meisten Siedlungsschichten der mittleren Siedlung unter Wasser gerieten. Unter solchen Bedingungen blieben Bauholz und andere organische Überreste, bemerkenswert gut erhalten. Die oberste Schicht der mittleren Siedlung wurde in den dreißiger Jahren von Professor Jankuhn ausgegraben. Neue und größere Ausgrabungen fanden in den sechziger Jahren, unter Dr. Schietzel statt, der das Grundwasser aus den Grabungsflächen abpumpte und die natürliche Sandschicht erreichte, auf der Haithabu gegründet worden war.

Im 10. Jahrhundert scheint Haithabu seinen Zenit überschritten zu haben und sein Abstieg begann. Nachdem Harald der Harte von Norwegen, kurz vor 1050 die Stadt niedergebrannte, erholte sie sich nicht mehr. Später,im Jahr 1066,wurde die Stadt nochmals von den Slawen geplündert. Ihre Einwohner zogen danach nördlich der Schlei, an die Stelle des heutigen Schleswigs, bis Haithabu Ende des 11. Jahrhunderts aufgegeben wurde.


Birka

Die schwedische Stadt Birka wurde um 800 auf der Insel Björkö im Mälarsee gegründet, wo Wasserwege von Süden und Osten zusammentreffen. Die Wahl Birkas als Handelszentrum kann durch die Tatsache beeinflusst worden sein, dass es auf der nahe gelegenen Insel, Adelsö ein königliches Gut gab. Wir wissen, dass Birka von einem Vertreter des Königs regiert wurde und sein eigenes Thing besaß. Die Küstenlinie von Björkö hat sich seit der Wikingerzeit verändert, da der Wasserspiegel sank, wodurch sich auch das Aussehen der Häfen von Birka veränderte. Aber immer noch beherrscht eine kleine Befestigung, auf einem Hügel am südlichen Ende, die Örtlichkeit. Die Befestigung diente möglicherweise den Einwohnern als Fluchtstätte, bevor die Stadt im 10. Jahrhundert einen Schutzwall erhielt.

Aus dem Schutt der Gewerbebetriebe kann man auf Eisenverarbeitung, Bronzegießereien, Lederverarbeitung und das Schnitzen von Knochen und Geweih schließen. Ein breit gefächertes Handwerk, ähnlich wie in Haithabu. Eine größere Anzahl von Gewichten deutet auf die Kaufleute, mit ihren tragbaren Silberwaagen hin, denn Birka war in erster Linie ein Stapelplatz, wohin die Händler alle Arten von Gütern zur Verteilung und zum Versand brachten. Vermutlich gab es Märkte im Sommer und Winter. Trotz dieser Regelmäßigkeit war aber wohl der Pelzhandel, der Grund für den Wohlstand von Birka.


Kaupang

Die wichtigsten Zweige des Handwerks widmeten sich der Bearbeitung von Metallen (besonders Eisen, aber auch Silber und Bronze wurden zu Barren und Schmuck verarbeitet) und der Herstellung von Specksteingeschirr, das den Hauptexportartikel nach Jutland und Haithabu darstellte.

Münzen und Scherben, von aus dem Rheinland eingeführten Töpferwaren, wie man sie ähnlich auch in Haithabu und Birka fand, beweisen, dass Kaupang seit dem späten 8. Jahrhundert und während des größten Teils des 9. Jahrhunderts bestand. Es muss sich um einen bedeutenden regionalen Marktmittelpunkt gehandelt haben. Nach Kaupang kamen die seefahrenden Händler aus dem Norden mit ihrer Fracht. Pelze, Häute, Federn, Walrossstoßzähne und die viel gerühmten Seile, aus Walrosshaut. Die umliegenden Gräberfelder enthalten die Grabstätten reicher Händler, Bauern und ihrer Frauen. Zu den Grabbeigaben zählen viele Schmucksachen von den Britischen Inseln, die zeigen, dass sich die Handelsinteressen Kaupangs auf das Nordseegebiet konzentrierten. Kaupang blieb wahrscheinlich immer ein saisonaler Markt.


York und Dublin

In York übernahmen die Wikinger eine angelsächsische Stadt, die bereits Handelsbeziehungen mit Friesland besaßen und erweiterten diese. Die Stadt besaß ein Gebiet intensiver gewerblicher und kommerzieller Tätigkeit, südlich der römischen Befestigung in dem Winkel, den die Flüsse Ouse und Foss bilden. Die nordwestlichen und nordöstlichen Mauern der römischen Befestigung hatte man erhalten und benutzte sie weiter. Im Nordosten hatte man die alte Mauer durch eine Uferbefestigung, aus Ziegelsteinen, entlang dem Fluss Foss verlängert.An den nicht mit Mauern versehenen Seiten hielt man die Flüsse wohl für einen ausreichenden Schutz. Auf den befestigten Gebieten lagen, das angelsächsische Münster und vermutlich auch der Palast der Wikingerkönige. Es gab vermutlich Werkstätten für Holz- und Lederverarbeitung.

Dublin

In Dublin erschufen die Wikinger ein neues Handelszentrum, welche bereits im 10. Jahrhundert großen Wohlstand erlangte. Dublin besaß vom Standpunkt der Wikingerkaufleute, eine ideale Lage. Nach Norden gingen von hier ihre Wege über die Hebriden zu den Orkneys und Shetlands und dann entweder nach Island, über die Färöer, oder direkt nach Norwegen. Jenseits der Irischen See lag am ehesten, die Verbindung zu den angelsächsischen Kaufleuten. Südwärts ging es ins karolingische Reich und sogar zu den Arabern in Spanien. Das Dublin der Wikinger besaß seine eigenen Verteidigungsanlagen. Zuerst einen Erdwall, der bereits lange vor der anglo-normannischen Eroberung, von 1170 durch eine Steinmauer ersetzt wurde. Zwar war Dublin bei Weitem die erfolgreichste und wichtigste Stadt, die Irland den Wikingern verdankt, aber auch Limerick und Cork, Wexford und Waterford, entwickelten sich aus Handelszentren der Wikinger, zu Städten.


Die Wege nach Osten

Um das Schwarze und das Kaspische Meer zu erreichen und so mit dem Reichtum von Byzanz und des östlichen Kalifats des arabischen Reichs in Berührung zu kommen, mussten die skandinavischen Kaufleute den Flussläufen oft durch ein ihnen nicht freundlich gesonnenes Gebiet folgen. Häufig musste man die Schiffe über Land tragen, um von einem Fluss zum anderen zu gelangen, oder Wasserfälle zu umgehen. Aber die wichtigsten Handelswaren, Sklaven und Pelze, brachte man möglicherweise gar nicht aus Skandinavien mit, man erwarb sie wohl gewaltsam unterwegs. Vom anderen Ende her gesehen, gelangte der skandinavische Kaufmann von der Ostsee her auf diese Route über die Düna, die in die Rigaer Bucht mündet. Die Stadt Staraja (Alt-)Lagoda, die die Skandinavier AIdeigjuborg nannten, liegt kurz hinter dem Ladogasee, dreizehn Kilometer den Ladogafluss aufwärts. Im weiteren Verlauf dieses Weges gelangt man nach Gnezdowo.

Kiew, am steilen Westufer des Dnjepr, war noch wichtiger als Nowgorod, es wurde das Zentrum des mittelalterlichen russischen Staates. Hier herrschten skandinavische Fürsten, obwohl die Bevölkerung hauptsächlich aus Slawen bestand und hier versammelten sich jedes Jahr die skandinavischen Kaufleute, bevor sie im Juni nach Byzanz aufbrachen, wenn das Frühjahrshochwasser genügend zurückgegangen war, um eine sichere Reise zu erlauben. An der Mündung des Dnjepr rasteten sie auf der Insel Beresani und erreichten dann über das Schwarze Meer ihr Ziel.

Nicht alle Wikinger, die auf den russischen Flüssen reisten, folgten friedlichen Zielen. Zweimal zumindest griffen Flotten von Kiew aus Byzanz an. Auch im aspischen Meer kreuzten Piraten, zwischen 910 und 912 und dann wieder um die Mitte des Jahrhunderts. Diese späteren Piraten werden wohl über den zweiten großen Weg nach Osten gelangt sein.

Auf diesem Weg gelangte man von der Ostsee zum Kaspischen Meer, indem man über Staraja Ladoga und Nowgorod, oder über den Onegasee die Wolga hinab, bis zu ihrem Knick in Bulgar reiste. Dies war die Marktstadt der Bulgaren. Hierher kamen die Pelzhändler von Perm. Arabisches Silber kam aus Schiwa, südlich des Aralsees. Zudem war die Stadt ein Umschlagplatz für die Karawanen, auf der Seidenstraße nach China. Von Bulgar aus konnten Kaufleute oder Räuber weiter nach Itil, der Hauptstadt der Chasaren reisen und so das Kaspische Meer erreichen. Hier war es möglich von Gorgan aus mit einer Kamelkarawane weiter nach Bagdad zu reisen. Schließlich konnte man auch den Landweg durch Europa nach Mainz, Kiew, Krakau und Prag wählen.

donar Offline



Beiträge: 7

08.09.2010 13:11
#2 RE: Wikinger als Händler Antworten
 Sprung  
Forum Übersicht | Suche | Private Mails | Logout | Online? | Bildergalerie | Landkarte | Kalender | FAQ
Xobor Forum Software von Xobor | Forum, Fotos, Chat und mehr mit Xobor
Datenschutz