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 Die Germanen
Thormar Offline



Beiträge: 582

10.08.2009 22:47
Allgemeines und Quellen Antworten

Aus Germanischer Urzeit

Über die älteste Zeit der Germanen erfahren wir größtenteils nur von römischen Geschichtschreibern. Daher trägt die älteste deutsche Geschichte mehr eine römische als eine deutsche Farbe. Gewiß ist dies ein Mangel, aber allzusehr braucht man ihn nicht zu beklagen. Mit doppelter Gewalt ergreift das Zeugnis, das die Feinde von der innern Kraft der Germanen ablegen; daß sie allein es vermochten. Rom auf der Höhe seiner Macht zu widerstehen, wie sie berufen waren, dereinst das Weltreich zu stürzen.

Über einzelne Stufen jener ältesten Zeit sind wir trotz der römischen Quellen so mangelhaft unterrichtet, daß wir uns freuen können, überhaupt etwas zu besitzen, so z.B. über die Zeit des Kaisers Augustus. Keine irgend zusammenhängende Erzählung von den damaligen Kämpfen in Deutschland ist uns aus dem Altertum erhalten; nur vereinzelte Stellen bei sehr verschiedenartigen Schriftstellern geben eine ziemlich dürftige Kunde. So sind die Quellen ärmlich über die Züge des Drusus, Tiberius und Varus während wir über Germanikus' Unternehmungen durch Tacitus "Annalen" gründlicher unterrichtet werden. Über Drusus erfahren wir am ausführlichsten durch Cassius Dio, der gegen das Jahr 200 n. Chr. eine römische Geschichte in griechischer Sprache schrieb; ihm danken wir auch den allein einigermaßen genügenden Bericht über den Verlauf der Teutoburger Schlacht. Er spricht nicht aus den Erfahrungen des eigenen Lebens, ist aber voll reicher Kenntnisse und geht den Jahren in ihrem Verlaufe treu und regelmäßig nach. Er bietet den Faden, an den sich die Mitteilungen anderer anknüpfen lassen, wie z.B. die des Suetonius, des Biographen des Kaisers, des Florus, der eine kurze römische Geschichte geschrieben hat, des Strategikers Frontinus, und besonders des Vellejus Paterculus, des Zeit- und Waffengenossen des Kaisers Tiberius. Dieser hat zwei Bücher römische Geschichte verfaßt, die zwar recht kurz und eilfertig geschrieben sind, dennoch aber manch schönen Zug und manch geistreiches Wort enthalten. Freilich hat seine abgöttische Verehrung für Tiberius, und das Streben, die Taten, an denen er selbst Anteil nahm, nach Kräften zu verherrlichen, ihn sicher manchmal über die Grenze der Wahrheit geführt. Diese langen Heerzüge auf deutschen Boden, die die größten Erfolge herbeiführten, ohne den Siegern auch nur ein Menschenleben zu kosten, sind eine etwas unglaubliche Erscheinung, die in dem Berichte des Augenzeugen doppelt befremdet. Doch auch der begründete Vorwurf verstummt bei dem Gedanken, wieviel uns fehlen würde, wenn nicht eine glückliche Fügung die einzige Handschrift seines Werkes, die nun auch verschwunden ist, in die rechten Hände gelegt hätte.

Über die ältesten Zeiten, die Bezwingung der Kimbern und Teutonen unter Marius und die Unternehmungen Julius Cäsars in Gallien, besitzen wir einwandfreie Zeugnisse. Über jenes vor allem Plutarchs Erzählung aus dem "Leben des Marius"; was es daneben gibt, kann teils Plutarch kaum noch ergänzen und hat teils nur geringen Anspruch auf Glaubwürdigkeit. Julius Cäsar war sein eigener Geschichtschreiber; er schrieb u.a. die "Denkwürdigkeiten vom Gallischen Kriege" , ein Werk, das ihn als glänzenden Schriftsteller zeigt und das die Mitte hält zwischen einer bloßen Stoffsammlung oder den flüchtig hingeworfenen Bemerkungen eines Tagebuches und einem sorgfältig ausgefeilten Geschichtswerk. So kunstlos und schlicht die Form ist, so reiflich erwogen ist ihr Inhalt. Das Werk sollte eine Rechtfertigung Cäsars bei dem römischen Volke sein, und diesem Zweck entsprechend, wußte Cäsar in ausgezeichneter Weise, die Tatsachen zu seinen Gunsten zu gruppieren, ohne jemals plump die Wahrheit zu verletzen. Das beste Werturteil über den "Gallischen Krieg" hat man damit ausgesprochen, daß man es "das Generalstabswerk des Altertums" genannt hat.

Mehr aber als durch alle Berichte von Kriegen und Schlachten werden wir durch Tacitus' "Germania" auf den heimischen Boden versetzt. Was wir aus der ältesten Zeit von dem Leben wie von den Wohnsitzen der germanischen Stämme wissen, das danken wir zumeist dieser Schrift. Tacitus schrieb etwa um das Jahr 100 n. Chr., wahrscheinlich in der Absicht, seinen Landsleuten ein anschauliches Bild der germanischen Landes und Volkes, dessen Bedeutsamkeit für das römische Reich manchmal mit erschreckender Deutlichkeit hervorgetreten war, zu geben. In der "Germania" ist uns ein ungemein reicher Stoff aufbewahrt, die größte Fülle von Einzelheiten, und dadurch wird sie uns zu einer Fundgrube deutscher Urgeschichte, ein Denkmal aus ältester Zeit von größtem Werte.

Quelle: Aus Germanischer Urzeit, Hermann Schaffstein Verlag, Erstes der Grünen Bändchen, Jadu 2000.

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